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Anja bekannt aus Wiener Straße 47 😉

  • Autorenbild: Anja
    Anja
  • 28. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

13 Jahre lang war mein Studio in der Wiener Straße 47 mein Reich, mein Ruhepol, mein Kontrastprogramm zur aufgebrezelten, lauten Welt der schnellen Nummern mit Duftkerze, ich hab dort Räume geschaffen, die man gespürt hat, bevor man sie betreten hat, und ich meine nicht wegen dem Massageölduft, sondern wegen der Atmosphäre, der Haltung, dem Respekt, den ich dort gelebt habe, was ich gemacht habe, war keine Massenabfertigung, kein Körperkarussell, sondern achtsame, ehrliche Körperarbeit, tief, berührend und geführt, nicht gespielt, und genau deswegen wusste ich auch immer: das sogenannte Laufhaus mit den goldenen Kettchen, den speckigen Hosenträgern und den selbsternannten „Betreibern“ mit alkoholgeschwängerter Geschäftsidee ist nicht mein Milieu, ich sag ja nicht, dass alle so waren, aber nüchtern betrachtet war’s halt selten nüchtern, und spätestens, wenn dir jemand mit Zigarette im Mundwinkel erklären will, wie man „seriös Erotik“ verkauft, weißt du: das ist der Moment, wo du höflich lächelst, deine Sachen nimmst und dich auf deine eigene Art verabschiedest, aber so leicht war’s dann leider nicht, denn ich musste mein geliebtes Studio verlassen, und zwar nicht wegen schlechter Arbeit oder mangelnder Nachfrage, sondern weil sich die Umstände geändert haben, langsam, schleichend, aber spürbar – mit der Öffnung der Grenzen nach Osteuropa kamen viele neue Kolleginnen ins Land, viele jung, viele schön, viele sehr schnell sehr beschäftigt, und plötzlich war nicht mehr Massage gefragt, sondern das schnelle Geld, und das am liebsten diskret in Wohnungsprostitution mit dem Schild „Massage“ an der Tür, ich habe nie so gearbeitet, nie solche Dienste angeboten, nie mit falschen Versprechungen operiert, aber irgendwann saß ich mit meinen Massageliegen, meiner Ausbildung und meinem Respekt wie ein Bioladen auf einem Rummelplatz, man wurde nicht mehr angeschaut, man wurde eingeordnet, und das, obwohl ich Tag für Tag für Differenzierung gekämpft habe, aber was willst machen, wenn das Denken der Leute schon aufhört, bevor sie überhaupt anfangen, sich mit Tantra oder Körperarbeit zu beschäftigen, irgendwann hab ich verstanden: ich muss raus hier, ich muss weg aus der Gleichmacherei, nicht aus Trotz, sondern aus Selbstschutz, und so begann ich zu suchen, nach einem genehmigten Standort, einem neuen Raum, einem neuen Reich, irgendwo, wo ich arbeiten darf, ohne mich ständig erklären zu müssen, und so bin ich – Achtung, jetzt wird’s spannend: Beim Massageparadies gelandet, im Stil von „Anja, und manchmal wird man dort belächelt, manchmal gibt’s gut gemeinte Kommentare, so im Stil von „Anja, du willst ja nicht mit den anderen zusammenarbeiten, dann darfst dich nicht wundern, wenn...“, und da denk ich mir jedes Mal: na eh, danke für den Tipp, aber ich komm halt aus einer anderen Schule, mein Stil ist langsamer, klarer und persönlicher, nicht besser, nicht schlechter, einfach anders, ich brauch keine Stoppuhr und kein Drehbuch, sondern Raum, Zeit und Gefühl, und das führt halt nicht immer zu Applaus im Aufenthaltsraum, sondern manchmal nur zu stillem Nicken, aber weißt du was, das reicht mir auch. Ich bleib trotzdem bei meinem Weg, bei meinem Tempo, bei meinem Niveau, und das führt halt nicht immer zu Standing Ovations im Aufenthaltsraum, sondern eher zu stillem Kopfschütteln, aber weißt du was, das ist okay, ich bin nicht mehr hier, um zu gefallen, sondern um zu wirken, und vielleicht – wer weiß – ist genau das der Grund, warum ich überhaupt ausgewandert bin, warum ich Linz den Rücken gekehrt hab, der Wiener Straße, meinen Stammgästen, der ganzen Branche, weil ich gemerkt hab, dass ich nicht mehr eingeladen werde, sondern ertragen werde, dass Gäste nicht mehr wegen der Tiefe kommen, sondern weil sie glauben, ich sei 20, blond, willig und wohne noch bei Mama, und wenn ich dann sage, dass ich über 50 bin, ganz ohne Botox, dafür mit Erfahrung, dann heißt’s plötzlich: ach so, du machst nicht mehr? oder: ich hab mein Geldbörserl im Auto vergessen, ich geh nur kurz zum Bankomaten – Spoiler: die kommen nie wieder, und ich bin auch nicht böse drum, denn ich brauch keine Männer mehr, die glauben, sie buchen eine erotische Wunderlampe und reiben dreimal dran, damit die Illusion kommt, ich will echte Begegnung oder gar keine, und wenn das heißt, dass ich mit meinen Prinzipien woanders hingehör, dann ist das eben so, ich hab lieber einen echten Tag mit mir selbst als einen falschen mit jemandem, der denkt, meine Würde ist verhandelbar, und wenn du, lieber Leser, jetzt das Gefühl hast, du hast grad ein bisschen zu viel Wahrheit gelesen, dann scroll weiter, oder lass einen Like da, denn das hier ist mein Blog, meine Bühne, meine Geschichte, ohne Filter, ohne Gummihandschuh, und wenn’s dir zu viel ist, ist es vielleicht genau das, was du mal gebraucht hast. 🥳😅☝️

1 則留言

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Thomas
6月28日
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Ich habe viele Massagen in meinem Leben erlebt. Wirklich viele. Ich bin alt genug, um zu wissen, was auf dieser Welt angeboten wird und was davon echter, menschlicher Berührung entspricht.

Keine Erfahrung hat mich so tief berührt wie die Massagen von Anja. Nicht nur körperlich, sondern in einem viel umfassenderen Sinn: Ihre Hände verstehen den Menschen, noch bevor Worte fallen. Schon die erste Berührung macht klar: Du bist gemeint. Du bist willkommen. Du bist besonders.

Ich durfte über viele Jahre hinweg Gast in der Wiener Straße sein🥰 ein Ort, der für mich zu einem wertvollen Rückzugsort wurde. In dieser Umgebung, fernab von Künstlichkeit oder aufgesetztem Esoterik-Kitsch, hat Anja etwas geschaffen, das ich so nie wieder gefunden habe. Mit einer einzigartigen…

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