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Abendgedanken

  • Autorenbild: Anja
    Anja
  • 28. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Juni

Abendgedanken aus meiner kleinen Oase in Ungarn und ein bisschen Klartext☝️😉


Heute war so ein Tag, an dem selbst ich ins Grübeln komme, ob das Leben nicht doch einfach sein darf. Also so richtig einfach. Einfach schön. Einfach warm. Einfach langsam. Ich hab’s versucht, wirklich, aber ich bin daran gescheitert, irgendwas Negatives zu finden. Vielleicht war das größte Drama, dass mein Cappuccino nicht heiß genug war. Luxusprobleme, ich weiß.

Der Tag begann früh. Mein persönliches Ritual: aufstehen, kurz überlegen, ob ich schon wach bin, dann auf meinen privaten Garten-Beach wanken. Ja, richtig gelesen, mein Schatz hat mir eine echte Mini Oase gebaut. Strandsand, Liege, kleiner Pool daneben. Alles, was eine Frau braucht, um zu vergessen, dass sie mal mitten in Linz gewohnt hat. ⛱️


Ich lieg also da, dekadent in die Morgensonne geräkelt, Cappuccino in der Hand, und versuch nicht braun zu werden, nur so ein bisschen Goldglanz, da wo’s niemand sieht. Bringt natürlich nichts, weil ich nach fünf Minuten schon wieder rein muss, weil mein Hirn meint: „Hey, Serotonin, Melatonin, oder was auch immer, ab ins Bett, da wartet noch ein Traum auf dich.“ Mein Körper sagt: „Danke“, mein Schatz sagt nix, weil der eh schon wach ist, und Joy liegt wie ein zerflossener Mops quer über alles, was irgendwie weich ist.

Zurück ins Bett, und ich sag’s euch: selten so einen leichten Körper gehabt. Nicht im esoterischen Sinn, sondern wirklich körperlich. Alles war weich, ruhig, feinfühlig. Und das nach Jahren, in denen meine Hände von der Massagearbeit gefühlt härter waren als das Frühstücksbrot vom Vortag. Es war, als hätte mein Körper kurz auf Werkseinstellung geschaltet. Und nein, ich weiß nicht, ob das mit Fotosynthese zu tun hat, aber es klingt gut, also lassen wir das so stehen.

Irgendwann, ich glaub, es war so halb zehn, kam die Mops-Alarmanlage. Zwei Pfötchen am Rücken, ein tiefer Schnaufer, und dieser typische Morgenduft aus Joys Mund, den man nur mit wahrer Liebe erträgt. Ich schnapp sie mir, drück sie an mich, und sie schnarcht direkt weiter. Mein Schatz steht mittlerweile in der Küche und macht Frühstück wie im Boutique-Hotel, nur dass man hier keine zehn Euro fürs Ei extra zahlen muss.

Dann begann der Teil des Tages, den andere als „To-Do-Liste“ bezeichnen würden. Bei uns heißt das einfach „Leben“. Ein bissl Ordnung schaffen, ein paar Handgriffe im Garten, ein Sprung in den Pool. Ich, splitterfasernackt auf der Liege, weil ich es kann. Kein Mensch, der was dagegen hat. Kein Schild mit „Bitte in Badebekleidung“. Nur ich, mein Hut, meine Sonnenbrille und die Überlegung, wie ich Stellen bräunen kann, die in öffentlichen Bädern nie Tageslicht sehen. Ihr wisst schon. Die Stellen, wo sonst nur die Steuerprüfung hinschaut.🤷


Und während ich da so liege, mit dem Gefühl, dass mein vegetatives Nervensystem gerade Samba tanzt, fang ich an nachzudenken. Über meine Arbeit. Über meine Gäste. Über dieses Leben zwischen Hingabe, Verantwortung und ja, ich sag’s, wie es ist, Erziehungsarbeit.🤗😅

Denn egal wie sehr ich sie liebe, meine Stammgäste sind manchmal wie Teenager. Einer will plötzlich bestimmen, wie lange die Nachruhe geht, der Nächste glaubt, er hätte die AGB neu erfunden. Dann muss ich halt auch mal streng sein. Mit einem charmanten Lächeln und einer kurzen SMS nach dem Termin. Im Stil von: „Schatz, so geht’s nicht. Das nächste Mal bitte ohne Platzhirsch-Allüren.“ Und das verstehen sie dann auch. Die meisten zumindest. Sonst gäb’s ja keine Wiederholungsbesuche.

Aber ganz ehrlich, genau diese Mischung ist es, die ich so schätze. Neue Gäste mit Neugier und Herz, und Stammgäste, die oft gar nicht wissen, wie sehr ich sie ins Herz geschlossen hab. Auch wenn sie’s manchmal spüren, spätestens bei der sanften Abmahnung.

Und während ich all das denke, sitz ich wieder da, auf meiner Terrasse, Kerze brennt, Joy macht einen auf Königin, bellt die ungarischen Nachbarhunde an, als wär sie der Sheriff vom Dorf. Hier darf sie das. Hier stört es niemanden, wenn sie auf die Wiese kackt. In Österreich hörst du dann gleich: „Da darf der Hund aber net hinscheißen.“ Ja eh. Und sonst läuft's aber gut, gell?

Jedenfalls, ich komm hier zur Ruhe. Gedanken sortieren sich wie Wäsche im Sommerwind. Ich atme, ich bin da. Ich bin bei mir. Und Linz ist weit, weit weg. Und das ist gut so.

In diesem Sinn, ihr Lieben: Danke fürs Mitlesen, Mitfühlen, Mitschmunzeln. Keine Sonne heute, die habt ihr eh selber. Dafür wünsche ich euch einfach eine gute Nacht. Ehrlich, herzlich, aus tiefstem Bauchgefühl. 🫶


Eure Anja

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