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Abschied auf Zeit 🌞

  • Autorenbild: Anja
    Anja
  • 10. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Ein kleiner Fleck voller Himmel 🫶


Heute ist mein letzter Tag in Ungarn. Kein Abschied für immer, nur ein kurzes „Bis bald“, bevor es wieder zurückgeht in meinen Rhythmus, zurück zu meinen Gästen, zurück zu meinem Algorithmus, zurück ins Geben. Denn mit einem Kopf voller Ruhe, einem Herzen voller Sonne und einem Vorrat an Melatonin und Serotonin kann ich ihnen wieder das schenken, was ich am besten kann: eine schöne, berührende Zeit.


Drei Wochen war ich hier. Drei Wochen, in denen die Sonne unermüdlich schien, in denen das Krähen des Hahns mein Wecker war (und zwar gern viel zu früh), in denen keine hupenden Autos den Morgen stören, sondern nur das Rascheln von Blättern und das gelegentliche, verschmitzte „Jó napot“ der Nachbarn.


Gleich nebenan liegt ein unbewohntes Grundstück. Fruchtbar, reich, voller schwarzer, perlenartiger Beeren, die wie kleine Geheimnisse zwischen den Blättern hängen. In Österreich würde wohl sofort das Grundbuch gezückt und eine Anzeige verfasst, wenn jemand ohne Erlaubnis pflücken würde. Hier ist es anders.


Hier gehen einfach Menschen hinein, pflücken, was die Natur schenkt und niemand beschwert sich. Kein „Das ist mein Baum!“ oder „Das gehört dem da drüben!“. Stattdessen herrscht stilles Einverständnis. Wer wenig hat, darf nehmen. Man gönnt es einander. Liebe pur, ganz ohne großen Pathos.


Früher bin ich nur für kurze Zeit hier gewesen, zusammen mit meinem Schatz und unserer kleinen Retro-Mops-Dame Joy. Heute sind wir Teil dieser kleinen Seelengemeinde. Anfangs gab es manchmal dieses leicht beschämte Lächeln, wenn man sich begegnete, wie ein stilles „Oh, die Neuen sehen uns beim Pflücken“. Heute wissen sie, dass wir genauso „arsch normale“ Menschen sind wie sie. Menschen, die hierbleiben wollen.


Darum hat mein Schatz Hochbeete gebaut. Autark leben – ja, richtig geschrieben. Und plötzlich passiert das Unfassbare: Bei mir wachsen Gurken! Einfach so! Ich, die sonst eher den Ruf einer Pflanzensaboteurin hatte, ernte auf einmal Gemüse. Ich könnte schwören, die Gurken lächeln mich an, wenn ich vorbeigehe.


Es braucht keine 10.000 Quadratmeter Land, um dieses Glück zu empfinden. Kein perfekt angelegtes Paradies. Nur einen kleinen Fleck, auf dem Dinge wachsen dürfen: Früchte. Vertrauen. Freundschaften. Vielleicht sogar meine Fähigkeiten als Hobbygärtnerin.


Heute wird es 39 Grad, und der Zug zurück nach Österreich wartet (hoffentlich klimatisiert). Doch ich nehme mehr mit als nur Gepäck. Ich nehme dieses Gefühl mit, dass alles, wirklich alles, genau so richtig ist, wie es gerade ist.


Eure Anja 🫶

 
 
 

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