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Teil 2 – Schikane, Behördenalltag tituliert als Prostituierte....

  • Autorenbild: Anja
    Anja
  • 13. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Fortsetzung – 11. August: Zwischen Pünktlichkeit, weißen Leinen und blauen Fleck.


Wer den ersten Teil dieser Geschichte gelesen hat, weiß: Am 4. August habe ich über meinen Behördentermin im Juli geschrieben und darüber, wie sehr technische Pannen und fehlende Alternativen meine Arbeitstage durcheinanderbringen können.

Heute geht es um die Fortsetzung. Gleicher Ort, anderes Datum. Diesmal dachte ich, läuft alles reibungslos.


Pünktlich, vorbereitet, unübersehbar:

Am 11. August, 7:30 Uhr stehe ich pünktlich im Gebäude.

Das Zeitfenster für meine gesetzlich vorgeschriebene Intervalluntersuchung war fix gebucht. Schmuck? Diesmal minimal. Handtasche? Zuhause gelassen. Münzen oder metallene Gegenstände, die am Einlassgerät piepen könnten? Fehlanzeige. Stattdessen: ein weißer Leinen-Zweiteiler, Hose und Blazer, gepflegt, schlicht, professionell. Wer mich kennt, weiß: Ich lege Wert auf ein gepflegtes Auftreten. Nicht nur für meine Gäste, sondern auch für mich selbst.


Erster Eindruck, verhalten😉

Die Tür zur Sanitätsabteilung steht offen.

Eine Mitarbeiterin blickt kurz auf, wendet sich dann wieder ihrem Schreibtisch zu. Kein „Guten Morgen“. Ich halte inne, um nicht störend mitten ins Büro zu treten, und reiche mit klarer Stimme meine Unterlagen an die Kollegin, die mir zugewandt steht. Eine zweite Dame nimmt das Dokument entgegen, bittet mich, kurz Platz zu nehmen. Der Wartebereich ist leer.


Während ich aufgerufen werde, höre ich Gesprächsfetzen aus dem Hintergrund. Es wird organisatorisch besprochen, wie "Sexualdienstleisterinnen" bei fehlenden Unterlagen oder Untersuchungen zu kontaktieren sind, die gegebenenfalls nicht arbeiten dürfen. Der Tonfall ist sachlich, aber der Inhalt erinnert mich daran, dass hier oft in Schubladen gedacht wird: Fall A, Fall B, weniger „Mensch“, mehr „Akte“.


Die Untersuchung:

Eine weitere Krankenschwester, die mir diesmal unbekannt ist, bittet mich herein. Heute steht die komplette Untersuchung an: Blutabnahme und vaginaler Abstrich. Ich begrüße sie freundlich, nehme Platz.

Die Blutabnahme allerdings gestaltet sich schwieriger als sonst: Das Einstechen fühlt sich ungewohnt schmerzhaft an, das Ziehen im Arm deutlich. Ich bin kein medizinischer Laie, aber das Spannungsgefühl in der Vene lässt mich schon vermuten: Hier wird mein Arm heute nicht spurlos davonkommen.


Nach der Untersuchung verabschiede ich mich freundlich, nehme ein Taxi zurück ins Studio und bereite mich auf meinen ersten Termin vor.


Überraschung im Studio:

Mein erster Gast an diesem Tag ist neu bei mir. Ich trage ein helles, bodenlanges Sommerkleid. Beim Gestikulieren während meiner Einführung ins Studio entdecke ich im Augenwinkel einen großen Bluterguss am rechten Arm, deutlich sichtbar, dunkel verfärbt.

Ich lächle und erkläre sofort: „Bitte nicht erschrecken, dass ist kein Zeichen einer ungesunden Gewohnheit. Ich war heute früh zur gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchung.“

Er nickt, sichtlich erleichtert, und entgegnet humorvoll: „Na, gut, dass ich das nicht machen muss.“


Offene Fragen:

Ob die im Juli entstandenen Zusatzkosten für das externe Röntgen noch ersetzt werden, ist nach wie vor unklar. An diesem Tag wurde ich nicht darauf angesprochen, weder in der Form einer Nachfrage noch in Gestalt einer Geste des Bedauerns. Der Termin verlief formell korrekt, aber ohne persönliches Entgegenkommen.

Ich möchte das nicht dramatisieren, doch es zeigt: Auch wenn wir alle unseren Aufgaben nachgehen, macht der zwischenmenschliche Umgang oft den entscheidenden Unterschied. Eine kurze Begrüßung, ein „Auf Wiedersehen“, Kleinigkeiten, die Respekt und Wertschätzung ausdrücken.


Mein Fazit:

Ich werde auch künftig pünktlich erscheinen, meine Unterlagen vollständig mitbringen und meinen Teil der gesetzlichen Verpflichtung erfüllen. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die Abwicklung dieser Untersuchungen nicht nur korrekt, sondern auch respektvoll gestaltet wird.

Denn ich komme nicht aus einem „Privatinteresse“ heraus, sondern in Ausübung einer beruflichen Pflicht, die mir in meiner Tätigkeit als selbstständige, körpernah arbeitende Unternehmerin auferlegt ist.

Der Ablauf am 11. August war formal in Ordnung – menschlich gibt es Luft nach oben.

 
 
 

1 Kommentar

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Gast
13. Aug.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Liebe Anja,

Ganz ehrlich, Chapeau! 20 Jahre in dem Job, die Bürokratie im Griff, die Schikanen überlebt und dabei noch so gepflegt wie ein frisch gebügeltes Leintuch. Andere hätten schon längst den Hut draufghaut, du stehst immer noch da und das in High Heels, bildlich gesprochen.

Und dann das: Du kommst pünktlich, geschniegelt, gesetzestreu und kriegst statt einem „Grüß Gott“ eine Atmosphäre wie im Wartezimmer vom Zahnarzt am Montag in der Früh.

Eh alles „formal korrekt“, aber menschlich… da geht sich mehr aus, gell?

Da darf man nicht vergessen: Du gehst nicht zum Spaß dort hin, das is keine Wellness-Session, sondern eine Pflicht, weil der Staat sagt: „So, Fräulein, wennst das machst, dann so und so.“ Gleichzeitig aber: Steuern brav…

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