„Konsilium der Lust, wenn Fantasie klinisch wird“

„Im weißen Mantel, wenn Fantasie auf Kompetenz trifft“

Reale Begegnung keine Fiktion

Diese Begegnung war kein Spiel von Anfang an. Sie wuchs still, organisch, über Jahre. Mehr als ein Jahrzehnt war er mein Gast, regelmäßig, zuverlässig, beinahe unauffällig. Er kam zur Massage, nie fordernd, nie aufdringlich. Doch mit der Zeit offenbarte sich zwischen den Zeilen seines Schweigens ein Wunsch, der nicht benannt werden wollte. Bis der Moment reif war.

Und auch dann war es kein „Ich hätte gerne“. Denn so funktionieren Begegnungen dieser Art bei mir nicht. Wünsche entstehen nicht aus Bedürftigkeit, sondern aus Vertrauen. Es war seine innere Ruhe, die kam, nachdem die Rastlosigkeit wich. Der Moment, als seine Nervosität sich wandelte, in Hingabe. Und darin öffnete sich ein Raum.

Ein Raum, in dem ich Ärztin wurde, nicht, weil ich eine Rolle spielte, sondern weil ich verstand, was er brauchte. Mein OP-Outfit unter dem weißen Mantel, die Haare im Dutt, das Stethoskop um den Hals, das Klemmbrett in der Hand. Alles vorbereitet, ohne je darüber gesprochen zu haben. Denn Fantasie verdient Struktur und Würde.

Er brachte das Outfit. Ich sorgte für das Setting: ein weiß bezogener Futon, gedämpftes Licht, medizinische Präzision. Ich sprach mit ruhiger Stimme: „Die perineale Region zeigt leichte Rötung, Verdacht auf Dermatitis irritativa.“ Ich ließ Raum für seine Vorstellung, füllte ihn mit Sprache, mit Haltung, nicht mit Klischee.

Und als er, durch das bloße Benennen seiner Körperlichkeit, erregt reagierte, spürte ich: Hier geht es nicht um eine Melkung. Nicht um Macht. Sondern um ein tiefes, stilles Erkanntwerden.

Ich verwandelte mich erneut, diesmal zurück zur Masseurin. Zart, langsam, sinnlich. Und am Ende streichelte ich über seinen Kopf, sagte nichts. Denn Worte wären zu viel gewesen. Nur eine Geste: Du bist sicher. Und du darfst alles fühlen.